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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 63.1928-1929

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Hartlaub, Gustav Friedrich: Karl Hofer-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.9253#0248

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Karl Hof er-Ausstellung

KARL HOFER—BERLIN

GEMÄLDE »DIE LOGE* 1922

anstaltet hat, zeigte, daß der Maler im Laufe
seiner Entwicklung noch vielerlei Einflüssen
zugänglich gewesen ist, sie beweist aber auch,
daß eine ganz ausgeprägte Eigenart von Anfang
an durch alle seine Werke geht. Der für ihn
so bezeichnende Mädchen-Typus taucht schon
in seinen römischen Bildern aufl

In der chronologischen Abfolge der Mann-
heimer Schau fiel die große Lücke auf, die der
Krieg in dieses reiche Schaffen gerissen hat.
Hof er war im Jahre 1914 in einem französischen
Badeort derartig in eine Arbeit vertieft, daß
er trotz mancher Warnungen versäumte, recht-
zeitig abzureisen. Nach Ausbruch des Krieges
interniert und von einem Lager zum anderen
gebracht, mußte der Künstler Jahre in trost-
loser Gefangenschaft zubringen, die auch seine
Schweizer Gönner nicht lösen konnten. Erst

nach 31/2 Jahren gelang es, ihn nach Zürich
zu bringen, wo endlich wieder Möglichkeit zum
Malen gegeben war. Man kann indessen nicht
sagen, daß dies äußerlich so einschneidende
Erlebnis des Krieges einen Bruch oder eine
Wende in seine Entwicklung gebracht hätte,
wie etwa bei Max Beckmann und manchen
anderen Künstlern. Jedenfalls war dies — nach
anfänglicher Erschütterung — auf die Dauer
nicht der Fall. Im Gegenteil, was Hofer heute,
da er als Professor an der Berliner Akademie
wirkt, in seinem Atelier oder bei seinen Som-
mer-Aufenthalten in Lugano an figürlichen und
landschaftlichen Visionen verwirklicht, ist sei-
nen römischen Anfängen nicht so fern, wie man
denken sollte — mag auch der Ausdruck be-
lebter, der Inhalt dramatischer geworden sein
und mehr vom Erlebnis der Gegenwart bedingt.
 
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